Natürlich…


Fructose

Aus Wissenschaft und Forschung

Fructose: Der heimliche Dickmacher

Er soll ja gesund sein: der natürliche Fruchtzucker. Doch Vorsicht, der süße Stoff ist ein tückischer Kalorien-Lieferant.

Zucker ist nicht gesund, das wissen wir alle. Er schädigt Zähne, fördert Übergewicht und hat keine wichtigen Nährstoffe. Aber er ist ein Genussmittel, auf das wir nicht verzichten wollen. Wie verlockend klingt da „natürliche Süße aus Früchten“ – Fruchtzucker, die unbedenkliche Alternative! So denken alle.

Leider ist das ziemlich falsch: „Fruktose stört den Zuckerstoffwechsel, belastet die Leber und kann zu Übergewicht und Stoffwechselstörungen führen“, sagt Barbara Hohl von der Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch. Obst ist von dieser ernüchternden Aussage nicht betroffen, weil es nur wenig Fruchtzucker enthält, wohl aber industrielle Lebensmittel, die mit Fruchtzucker gesüßt sind.

Seit den 70er Jahren wird Fruchtzucker aus Maisstärke hergestellt und steckt als Fruktose-Sirup in Ketchup, Gebäck, Joghurt oder Getränken. Sein Vorteil: Er ist süßer als Haushaltszucker und löst sich gut auf, der Fruktoseverzehr stieg dort in den letzten 20 Jahren um 1000 Prozent – mit ein Grund, warum die Zahl der Übergewichtigen explodiert.

Der Verbraucher wird mit Deklarationen wie „wenig Zucker“ oder „aus der Süße von Früchten“ gelockt. Dabei ist Fruktose, die industriell aus Maisstärke gewonnen wird, ein tückischer Dickmacher.

Dass bei Fruchtzucker Vorsicht geboten ist, zeigt auch eine Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DlfE) in Potsdam. Dort gaben Forscher Mäusen 70 Tage lang entweder Wasser, Diätlimo, zuckerhaltige Limonade oder eine Fruktoselösung. Ergebnis: Mäuse, die Fruchtzucker bekamen, legten stärker als andere an Gewicht und Körperfett zu, auch die Leberfettwerte stiegen. „Die mit Fruktose gefütterten Mäuse bekamen aber nicht mehr Kalorien“, sagt Birgit Olias vom DlfE, „daher ist anzunehmen, dass Fruchtzucker den Stoffwechsel so beeinflusst, dass die Anreicherung von Körperfett begünstigt wird.“

Essen wir Haushaltszucker, steigt der Blutzuckerspiegel. Sofort wird Insulin ausgeschüttet, das die Zellen anregt, den Zucker aufzunehmen und später zu verbrennen. Fruktose dagegen löst keinen Insulinanstieg aus. Sie gelangt direkt in die Leber und wird dort zu Fett umgewandelt. Sie aktiviert auch nicht die Hormone, die das Gewicht regulieren. Eine fruktosereiche Kost kann daher das Bedürfnis wecken, immer mehr Kalorien aufzunehmen. Fazit: Statt für Energie sorgt Fruktose für Pölsterchen! Bei uns wird zwar nicht so viel Fruktosesirup verwendet wie in den USA. Und auch das tägliche Glas Orangensaft macht niemanden dick. Aber eine „schlanke“ Alternative zu Industriezucker ist Fruktose leider nicht.